Heute habe ich relativ aktuelle Zahlen zur Imkerei in Deutschland bekommen.
Waren es im Jahr 2002 noch ca. 820.000 Bienenvölker, die in Deutschland für die Bestäubung und damit auch für Honig sorgten, sind es mittlerweile noch knapp 700.000 Bienenvölker.
Ungefähr die Hälfte dieser Bienenvölker, nämlich rund 400.000 Bienenvölker, werden von Berufs- und Nebenberufsimkern bewirtschaftet. Der Rest der Bienenvölker wird von “Freizeitimkern” bewirtschaftet. Darunter sind im Allgemeinen Imker mit weniger als 10 Bienenvölkern zu verstehen.
All diese Bienenvölker zusammen erzeugen ca. 20.000 Tonnen Honig im Jahr. Die genügt bei dem hohen Pro-Kopf-Verzehr in Deutschland, um nur ca. 20% der Honignachfrage zu decken.
Der Deutsche Honig genießt weltweit einen guten Ruf und wird nahezu auschließlich, nämlich zu 90%, von den Imkern direkt vermarktet.
Der Mangel an Honig und Bienenvölkern wirkt sich selbstverständlich auch auf die Bestäubung von Kulturpflanzen aus. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass der Wert der Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen das zehnfache der Honigproduktion beträgt. Im landwirtschaftlichen Bereich sind bis zu 80% der Kulturpflanzen auf die Bestäubung von Honigbienen angeweisen.
Bei einem gleichbleibenden Rückgang werden Forschungsergebnissen der Universität Göttingen zufolge bereits im Jahre 2022 die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen nicht mehr ausreichend von Bienen beflogen.
Der angesprochene Rückgang der Bienenvölker in Deutschland hat mehrere Gründe:
Zum einen verursacht die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe einen erheblichen Mehraufwand in der Betriebsweise der Imker, der Freitzeitimkern den Spaß an diesem schönen Hobby verderben kann und bei Berufsimkern die Rentabilität sinken lässt.
Ein weiterer Grund ist in der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft zu suchen. Wo früher blühende Landschaften einen Überfluss an Nektar und Pollen versprachen, finden sich die Bienen heute in grünen Wüsten wieder, in denen keine Wiesenblumen mehr blühen.
Dieser Mangel an Pollen führt zudem zu krankheitsanfälligeren Bienen und stellt den Imker vor immer größere Herausforderungen bezüglich einer guten Standortwahl.
Ohne den hohe Qualitätsstandards und die Natur schätzende Kunden wäre es um die Bienen und die Imkerei in Deutschland schlecht bestellt. Doch der sensible Kundenkreis, der auf ein gesundes Naturprodukt Wert legt, lehnt die Agro-Gentechnik praktisch komplett ab. Durch die mögliche Verunreinigung von Honig und anderer Bienenprodukte durch Agro- Gentechnik würde vielen Imkern daher ihre Lebensgrundlage genommen werden.
Der Rückgang der Bienenvölker wird sich vermutlich beschleunigen und weder die Wildpflanzen noch unsere Kulturpflanzen werden ausreichend bestäubt werden.
Die Folge wird u.a. ein Preisanstieg im Lebensmittelbereich sein, da hohe Kosten für Bestäubungsleistungen anfallen werden.
Eine Miteinander von Agro- Gentechnik und den naturbelassenen Bienenprodukten ist leider nicht möglich, beträgt doch der Flugkreis eines Bienenvolkes mindestens 30 Quadratkilometer. Selbst wenn sich die Bienen aus einer bestimmten Region oder einem Gebiet aussperren ließen, wäre dies kaum praktikabel.
Eine Obstplantage neben einem Feld mit Agro- Gentechnik ist für Imker kaum interessant. Dadurch geht die Bestäubungsleistung zurück.Für den Obstbauern bedeutet dies eine geringere Ernte, der Imker muss seine Bienen woanders aufstellen und die Erträge des Landwirtes sind, wenn man Zeitungsberichten glauben schenkt, langfristig kaum höher.
Mir als gelerntem Landwirt haben sich die Vorteile der Agro-Gentechnik auch nach jahrelangen Diskussionen noch nicht erschlossen. Im Gegenteil: ich lese zunehmend von Negativbeispielen in Indien, Afrika, in den USA und Kanada. Hier wurden die angeblichen positiven Eigenschaften schnell von den Nachteilen verdrängt.
Kopfschmerzen bereitet mir, wie sich große Saatgutunternehmen mittels Gentechnik und Patenten eine sehr starke Bindung der Landwirte und damit ein großes Mitspracherecht in der Grundversorgung mit Lebensmitteln verschaffen.
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